BISCHOFSHEIM - (nfl). Klezmer-Musik berührt die Seele des Zuhörers. Das jiddische Wort „Klezmer“ bedeutet auf Deutsch „klingendes Gefäß“. Darauf wies Klarinettist Bodo Scheer, der musikalische Leiter des Trios „Vagabondoj“, beim Konzert am Sonntag in der evangelischen Kirche hin. Die von ihm als „die vielleicht kleinste Balkan-Kapelle der Welt“ apostrophierte Formation mit Gitarrist Ralph Hanl und Tubist Matthias Schütz entführte die Zuhörer auf die luftigen Höhen armenischer Berggipfel und an die Schwarzmeerküste und gab zudem einen Einblick in die pannonische Tiefebene und die kargen Schluchten der Alpen.
Von dem Event waren auch Pfarrerin Katharina Meckbach und der Vorsitzende des Stiftungsrates der Kirchengemeinde, Reinhard Bersch, gleichermaßen begeistert. Das im Jahr 2013 gegründete Trio verstand es, kongenial die musikalische Farbenwelt der Klezmer-Musik aufzuzeichnen, die sich mit swingenden Elementen und Gipsy-Rhythmen vermischen.
„Es macht uns einfach Freude, bei unserem gemeinsamen Konzertieren Neues zu entdecken“, sagte Scheer. Zart lässt Scheer sein Instrument erklingen, wenn das Lied „Donna, Donna“ auf das Schicksal des zur Schlachtbank geführten Kälbchens einfühlsam hinweist. Eine Allegorie, mit der der Leidensweg der Juden im Dritten Reich beschrieben wird.
Nicht minder beeindruckt auch das nächste Lied „Bella ciao, Bella Ciao“, in dem sich ein kämpferisches Element in die Tuba und in die Klarinette zu legen scheint. „Eines Morgens in alle Frühe“, so lautet die Eingangszeile, entschließen sich die Bürger, mit den Partisanen gegen den Feind zu kämpfen.
Mit Liedern aus dem Balkan weiß „Vagabondoj“ auch weiterhin einen bewegten Bilderbogen zu weben. Dabei zeigt Ralph Heinl nicht nur seine virtuose Fingerfertigkeit auf der Gitarre, sonder erweist sich zudem als Komponist. So verströmt Hanl mit Scheer und Schütz „ein klein bisschen Glück“ am Muttertag, ein Glücksgefühl, das das Trio zu seiner Lebensphilosophie erklärt hat. Die Formation hat auch in Kulturkneipen gespielt, in denen einfache Menschen ihre Begeisterung ob der Spielkunst des Trios zum Ausdruck brachten. Da ist aber auch der Türke, der sich ein Lied aus Armenien anhört, und dieses spontan zum türkischen Liedgut zählt. Nach der Pause laden die Instrumentalisten zu einer alle Sinnesorgane ansprechenden Zeitreise nach Jerusalem ein. Da darf gedanklich am süßen Gebäck „Bublitchki“ geknabbert oder auch beim „Yiddish Charleston“ mitgetanzt werden. Ovationen im Stehen für das Trio, das sein Auditorium mit dem durch die „Andrews Sisters“ bekannt gewordenen Swingstück „Bei mir bistu shein“ belohnte.